Spotlight: Luda Tymoshenko

Lesedauer 2 Minuten

Luda Tymoshenko war am Burgtheater bereits zweimal bei AUTOR*INNENTHEATER KYJIW zu Gast: Bei der ersten wurden Texte von ihr gelesen, bei der zweiten Ausgabe führte sie unser Publikum via Zoom durch die Stuttgarter Installation. Nun haben wir Sie für die Illustrationen für das BURGTHEATER MAGAZIN zum Thema TRÄUME gebeten.

Eine Farbzeichnung von Luda Tymoshenko
©  Luda Tymoshenko

Träume sind die besten Freund*innen einer Dramatikerin

„Eines Tages im Jahr 2013, bei einem Festival für moderne Dramatik in Kyiv, wurde mir klar, dass ich nicht den Rest meines Lebens damit verbringen wollte, nur Vorlesungen zu halten. Als ich die Stücke anderer Autor*innen hörte, merkte ich, dass auch ich etwas zu sagen habe. Im selben Jahr schrieb ich mein erstes Stück »Golden Leggings« über die Reise zweier Teenager-Mädchen in ein Lager für Pioniere. Im Jahr darauf gelangte dieses Stück in die Auswahl desselben Festivals. Und jüngst wurde ein Kurzfilm auf der Grundlage dieses Stücks gedreht.

Während ich an der Universität arbeitete, schrieb ich also Stücke und begann auch, zu zeichnen. Es macht mein Leben glücklicher. Träume sind die besten Freund*innen einer Dramatikerin – und eine Dramatikerin ist ein glücklicher Mensch, weil sie in ihren Stücken ihre Träume verwirklichen kann, ihre Feinde bestrafen und Liebe finden, selbst, wenn es unmöglich ist. Und die Künstlerin, die ihre Alpträume in Bildern einfängt, kann manchmal aufhören, sich vor ihnen zu fürchten.“

Luda Tymoshenko

Am 23. Februar des vergangenen Jahres klingelte ein Mann vom Grünflächenamt an der Tür der Kyjiwer Wohnung von Ljudmilla Tymoshenko. Sie solle bitte ihren Wagen wegfahren, man wolle am nächsten Tag die große, alte Eiche vor ihrem Haus fällen. Ljudmilla hing an der Eiche, sie war ein Hauptgrund, warum sie die Wohnung ursprünglich gekauft hatte. Sie hoffte, irgendetwas möge geschehen, damit die Eiche doch noch verschont werde. Und tatsächlich geschah etwas, der Angriff Russlands auf die Ukraine am nächsten Morgen vereitelte die Pläne des Grünflächenamtes.

Aus dieser Koinzidenz entstand nicht nur ein Text, der die Geschichte der Wohnung und der ukrainischen Hauptstadt im letzten Jahrzehnt beschreibt und reflektiert, sondern ein ganzes Projekt. Ausgehend von der Tatsache, dass russische Waffensysteme häufig die Namen von Baumarten tragen, bat sie vierzehn ukrainische Dramatiker*innen, die mit dem Autor*innentheater Kyjiw verbunden sind, um Texte zu Bäumen und entwickelte daraus mit dem Staatstheater in Stuttgart, wo sie mittlerweile lebt, eine begehbare Hör-Installation. Man kann wohl sagen, dass dieses Vorgehen typisch ist für die Arbeit von Ljudmilla Tymoshenko: vom kleinen privaten Anlass zum groß angelegten Projekt, von den eigenen Träumen zu Bildern einer unheimlich gewordenen Welt. Am Burgtheater war sie bereits bei der ersten Präsentation von Texten des Autor*innentheaters im Juni zu Gast, bei der zweiten Ausgabe im November führte sie unser Publikum via Zoom durch die Stuttgarter Installation.

Ein Porträtbild der Künstlerin Luda Tymoshenko in farbe
Luda Tymoshenko
© Bjoern Klein

Luda Tymoshenko

geboren 1978 in Nordkasachstan, ist Dramatikerin, Drehbuchautorin, Künstlerin und Universitätsdozentin aus Kyiv/Ukraine. 2013 begann sie mit dem Schreiben von Drehbüchern und Theaterstücken sowie mit dem Zeichnen. Ihre Stücke standen mehrfach auf der Shortlist verschiedener Festivals. Ihre Zeichnungen wurden 2016 in der Red Square Art Gallery in Tiflis, Georgien, ausgestellt.

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