Meine Lieder sind Organe, die von der Welt träumen
Der Musiker und Komponist Paul Plut ist in Sara Ostertags Inszenierung von DAS FLÜSSIGE LAND als Live-Musiker auf der Bühne zu erleben. Hier teilt er eine Playlist der Titel, die ihn zu seiner Musik für dieses magisch-realistische Stück (Anti-)Heimatliteratur inspirieren.
„Du glaubst, du hast alles unter Kontrolle und dann bekommst du einen Schlag ins Gesicht.“ Mike Tyson
„Die Hauptperson in DAS FLÜSSIGE LAND verliert beide Elternteile bei einem Autounfall. Das ist der Ausgangspunkt. Der Tod ist immer ein guter Anfang. Ich habe die Musik für DAS FLÜSSIGE LAND komponiert. So wie der Protagonistin Ruth der Boden unter den Füßen wegbröckelt, schichte auch ich während des Stücks gebrochene Klangflächen mit einer selbstgebauten Teufelsgeige und einem verfluchten Harmonium übereinander. Ich drehe an den Geschwindigkeitsreglern. Auf dem alten Kassettenspieler wabert der Donauwalzer so langsam, dass er in seine Einzelteile zerfällt.
Diese Musik hat mich inspiriert:“
GAVIN BRYARS: SINKING OF THE TITANIC / JESUS BLOOD NEVER FAILED ME
Du hörst, wie sich das Deck biegt und in Zeitlupe auseinanderbricht. Das Schiffsorchester fällt auseinander, die tausenden Tonnen Stahl sind mit Eiskristallen bedeckt, bevor das Schiff auf den Grund des Meeres sinkt. Die Nummer auf der Rückseite des Albums (Jesus Blood Never Failed Me) arbeitet in die Vertikale nach oben. Zu Beginn pfeift die kaputte Lunge des Straßenmusikers noch neben dir am Gehsteig. Am Ende befindet sich der Sänger in einer anderen Sphäre.
NICK CAVE AND THE BAD SEEDS: HIGGS BOSON BLUES
Higgs Boson ist der Name eines Teilchens in der Quantenphysik.
Es wird auch „Gottesteilchen” genannt, weil es die plötzliche Entstehung von Masse beim Urknall erklärt. Seltsam ist auch: Das Teilchen müsste eigentlich drei Mal so viel Masse haben, wie es besitzt. Ruth Schwarz, die Protagonistin in DAS FLÜSSIGE LAND, ist Physikerin. In der Inszenierung von Sara Ostertag wird sie von drei Personen verkörpert.
TOM WAITS : WHO ARE YOU THIS TIME
Diese Dreiteilung der Hauptfigur in unserem Stück hat mich sofort an eines meiner Lieblingslieder von Tom Waits erinnert. Waits hat in der Mitte seiner Karriere begonnen, Musik fürs Theater zu komponieren. Seitdem hat seine Musik eine völlig andere Qualität dazugewonnen.
THE CARETAKER: EVERYWHERE AT THE END OF TIME
Das ist ein Album – und was für eines: In sechs Stunden werden sechs verschiedene Stadien des Vergessens behandelt. Man kann zuhören, wie die Zeit durch einen durchfließt. Viel von dieser klanglichen Ästhetik habe ich für DAS FLÜSSIGE LAND übernommen. Da das Stück in einem abgeschiedenen Dorf zwischen Graz und Wien spielt, haben wir nicht (wie „The Caretaker“) Tin-Pan-Alley-Songs in die Mangel genommen, sondern Märsche und Landler, die mich auf schaurige Weise an Bierzelte und Frühlingsfeste erinnern, bei denen Grillhendln rotieren und das Kondenswasser von der Decke ins Bierglas tropft.
VOLKSLIED: IS SCHON STILL UMAN SEE
Ich wurde als Kind von meiner bergbegeisterten Familie auf den einen oder anderen Gipfel hinaufgezogen. Wenn ein Kind partout nicht mehr weitergehen will (und ich wollte oft nicht mehr weitergehen), hilft es manchmal, ein Lied zu singen. Dann vergisst man die Zeit und der Weg zum nächsten Jausenbankerl ist nicht mehr allzu weit.
Hier ist eine kleine Liste an weiteren Inspirationen für dieses Stück:
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Swans: „A Little God In My Hands“
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Daniel Johnston: „Devil Town“
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PJ Harvey: „The Wind“
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Aphex Twin: „April 14th“
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Djivan Gasparjan: „I Will Not Be Sad In This World“
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Gia Margaret: „Body“
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Warren Ellis: „Far from Men“
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Hainbach
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The Haxan Cloak: „Consumed“
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Nirvana: „Lithium“
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Kae Tempest: „All Humans Too Late“
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Suicide: „Cheree“
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Screamin’ Jay Hawkins: „I Put A Spell On You“
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Low: „Disappearing“
Paul Plut
ist Musiker, Komponist und Texter, geboren 1988 in Ramsau am Dachstein.
Der Autodidakt singt, spielt verschiedene Instrumente und macht Studiotechnik.
Plut reüssierte bereits mit seinen Indie-Bands Viech und Marta. Auf sein Solo-Debüt „Lieder vom Tanzen und Sterben“ (2016) folgten über 100 großteils ausverkaufte Konzerte. 2021 präsentierte Paul Plut sein zweites Soloalbum mit dem Titel „Ramsau am Dachstein nach der Apokalypse“.