Synapsen Arpeggio Forever

Playlist
von THOMAS KÖCK Lesedauer 3 Minuten

Seinem Stück SOLASTALGIA hat der österreichische Autor Thomas Köck drei Stücke der Musiker*innen Anton Rafael Irisarri, Tomasz Bednarczyk und Camille Mandoki vorangestellt. Sie stellen das Fundament eines hoch rhythmischen Textes dar, der selbst formal an einen komplexen Song erinnert – wie viele andere Theaterstücke Köcks auch. Seine Vergangenheit als Musiker findet seit Jahren Ausdruck in seinen Texten. „Im Prinzip schreibe ich immer noch Songtexte, nur sind sie jetzt länger und oft chorisch“, meinte der Autor einmal in einem Interview. Für das Burgtheater Magazin haben wir ihn gebeten, die bereits begonnene Playlist für SOLASTALGIA um einige Titel zu erweitern.

Szenenfoto aus: "Solastalgia"
© Karolina Miernik
In der Rubrik PLAYLIST werden Ihnen die Songs, Alben und Künstler:innen näher gebracht, die unsere Künstler*innen bei der Produktionsgestaltung begleiteten.

1. MORTON FELDMAN – SOMETHING WILD IN THE CITY: MARY ANN’S THEME

ich hab insgesamt viel morton feldman gehört beim schreiben, der dissonanzen und der atmosphären wegen, aber auch weil wir ja bei der uraufführung mit drei bläserinnen zusammengearbeitet haben.

 

2. LUCRECIA DALT – TAR (JAN JELINEK REMIX)

wer sie noch nicht kennt, hier eine große empfehlung. die komponistin, musikerin, performerin lucrecia dalt, die immer wieder mal in meinen texten auftaucht. sie war ursprünglich mal geologin bzw. geotechnikerin und das hört man immer wieder aus den texten, aber auch der musik raus.

 

3. CATERINA BARBIERI – SUFYOSOWIRL (ODER PINNACLES OF YOU, ACH, ODER ALLES EIGENTLICH) 

ich glaube, caterina barbieri hat mich beim schreiben mehr begleitet über die zeit als irgendjemand sonst. das ist die reinste synapsenexplosion und niemand hat mich so oft wieder zurück in den text geholt und gesagt: weitermachen, don’t cry, synthesize! ich hoffe, wir arbeiten irgendwann mal zusammen – kann ich mir das hier einfach mal wünschen *fingerscrossed*
 

4. ABUL MOGARD – HALF LIGHT OF DAWN

niemand weiß, wer abul mogard wirklich ist. manche sagen, ein pensionierter, serbischer fabrikarbeiter, der jetzt die sounds der maschinen versucht nachzumachen, die er sein leben lang gehört hat, andere ordnen ihn einem labelumfeld zu, however, mich haben diese räume und landschaften immer wieder begleitet.

 

5. HÉLÈNE VOGELSINGER – COGNITIVE DISSONANCE

synapsen arpeggio forever. wenn nichts mehr geht, wenn alles kaputt ist, wenn kein wort mehr kommt, dann gehst du damit spazieren und dann beginnst du zu joggen und dann läufst du einmal durch die stadt.

 

6. TOMASZ BEDNARCZYK – A MAN WITH A BAGPIPE

hier frisst sich der hintergrund durch den vordergrund, wie eine andere geschichte, eine andere stimme und irgendwie unterhalten die sich über den delay und ich staune immer wieder, über welchen reichtum an sounds und klängen wir verfügen, welche diversität an sounds und kompositionen und wie dünn letztlich die akustischen signale an der oberfläche sind, die der markt in die radios lässt.

 

7. RICHARD SKELTON – NOON HILL WOOD

richard skelton finde ich immer schon sehr spannend, ein dichter und musiker, der an der irischen westküste lebt und arbeitet, einen verlag betreibt und ein label und an einer ganz eigenen form von landscape ambient arbeitet und ganz wunderschöne soundscapes baut.
 

8. LIYILEI–WEI /未

im hintergrund schreien vögel, im vordergrund drängt ein beat, auch irgendwie wütend, angezerrt, aber charmant verspielt. 未 heißt soviel wie „noch nicht“ und das geschrei der vögel im hintergrund bekommt eine neue bedeutung, wenn man das weiß.

 

9. ANTON RAFAEL IRISARRI – SOLASTALGIA

also, ohne irisarri hätte ich einige texte nicht geschrieben. den eingeschlossen. diese flächen, denen nichts entgeht, dieser noise, in dem alles gleichzeitig schreit und dröhnt und harmonisch balanciert ist und überhaupt die gleichzeitigkeit von allem, allen geschichten, allem vergänglichen, allem, was verschwinden wird, und allem, was gewesen sein wird. und dabei behauptet sich immer und immer wieder in all dem historischen dröhnen am ende eine zuversicht.
*fingerscrossed* dass wir irgendwann mal zusammen arbeiten.

 

10. JAMES HOLDEN – IN THE END YOU’LL KNOW

als kleines ps zum schluss. einfach so. weil james holden.

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Thomas Köck

wurde 1986 in Steyr, Oberösterreich, geboren, studierte Philosophie in Wien und Szenisches Schreiben und Film an der Universität der Künste Berlin. Seit 2015 werden seine Theatertexte auf zahlreichen deutschsprachigen Bühnen gezeigt und gefeiert. Sie widmen sich hoch relevanten Themen der Gegenwart wie etwa der Klimakatastrophe, Kolonialismus-Aufarbeitung oder Kapitalismuskritik. Nach PARADIES FLUTEN (VERIRRTE SINFONIE) und ANTIGONE. EIN REQUIEM ist SOLASTALGIA eine weitere österreichische Erstaufführung von Thomas Köck am Burgtheater.

Stücke von Thomas Köck
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solastalgia

Kasino
Thomas Köck
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antigone. ein requiem

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#7: Playlist: Thomas Köck zum musikalischen Fundament seines Stücks SOLASTALGIA.

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