„Marieluise Fleißer hat mich immer begleitet“
Mit dem Vorortzug fuhr die Künstlerin Michaela Melián nach Hallein in Salzburg, um einen Tag auf den Proben zu INGOLSTADT zu verbringen – die Inszenierung von Ivo van Hove, eine Koproduktion des Burgtheaters mit den Salzburger Festspielen, ist ab dem 4. September auch in Wien zu sehen. Das Burgtheater Magazin hat Melián gebeten, sich künstlerisch mit der Inszenierung von Marieluise Fleißers „Ingolstädter Stücken” auseinanderzusetzen. Entstanden ist eine Zeichnung, die Sie in diesem Artikel finden. Melián hat, wie sich dann im Gespräch mit Anne Aschenbrenner herausstellt, zu Fleißer eine lange Beziehung.
Diese Enge, die besonders für Frauen herrschte – für die ist die Provinz auch ein Synonym.
Was fasziniert Sie an dieser Autorin?
Fleißer war in ihrer schriftstellerischen Arbeit der Gesellschaft und deren Strukturen extrem ausgesetzt. Die Zeit, in der man lebt, kann man sich ja nicht aussuchen! Sie hat mit ihrem Ehemann Joseph Haindl in Ingolstadt ein Tabakgeschäft geführt, er wollte sie als Geschäfts- und Ehefrau, nicht als Autorin. Gleichzeitig hat er sie aber auch vor dem Zugriff der Nazis geschützt. Wie sie es auch in ihren Stücken darstellt: Die Einschränkungen von Frauen gehen nicht nur von Männern aus, sondern es sind die gesamtgesellschaftlichen Zwänge mit Militarismus, Faschismus, die diese Gewalt herstellen und auch in der Nachkriegszeit nachwirken. Diese Enge, die besonders für Frauen herrschte – für die ist die Provinz auch ein Synonym.
Dazu kommen die Lautsprecher, die oben an den Masten angebracht sind – mit denen arbeite ich auch sehr gern in meinen Installationen.
Michaela Melián
geboren 1956, ist eine Künstlerin und Musikerin, die in München und Hamburg lebt. Sie ist Mitgründerin der Band F.S.K. und Professorin für Mixed Media/ Akustik an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg.
Anne Aschenbrenner
ist Redakteurin des Burgtheater Magazins und leitet das Burgtheater Digital-Ressort.