Burgtheater-Magazin #6: Aufklärung
Liebe Leserinnen und Leser, liebes Publikum!
Unser BURGTHEATER MAGAZIN #6 erscheint in Tagen der Unsicherheit. Noch immer ist unklar, wann wir Sie wieder empfangen dürfen. Die Druckfreigabe für die Printversion dieses Magazins war für den 30. November geplant, knapp ein Monat nachdem wir zur Eindämmung des Corona-Virus zum zweiten Mal 2020 unseren Spielbetrieb einstellen mussten. Mag es Ihnen auch widersprüchlich erscheinen, dass wir unser Magazin mit Texten, die anlässlich unserer nächsten geplanten Premieren entstanden sind, in diesen unsicheren Tagen veröffentlichen: Wir haben uns vehement dafür entschieden, sind es doch kleine Lebenszeichen aus unserem Haus, wo wir allen widrigen Umständen zum Trotz weiter an unserem Programm arbeiten.
Im Moment dürfen wir weiterhin proben und wir sind froh, dass das noch geht. Gegenwärtig bereiten wir die nächsten Premieren vor, um diese Inszenierungen dann möglichst rasch nach Wiedereröffnung für Sie spielen zu können. Wir produzieren Theater auf Vorrat. Das ist gut, weil wir zumindest in Teilen unserer Arbeit nachgehen können und uns das auch Halt gibt – Theater ist für uns nicht nur Arbeit, sondern Lebenselixier. Auch wenn es sich paradox anfühlt, zu proben, aber nicht zu spielen, wissen wir doch, dass es die große Kraft des Burgtheaters ist, sofort wieder mit aller Kreativität und Sensibilität für Sie, unser Publikum, da zu sein, wenn der Spielbetrieb wiederaufgenommen wird. Momente aus diesen Proben, teilen wir mit Ihnen in unserer Serie PROBENEINBLICKE, die wöchentlich erscheint.
Die Ungewissheit, die wir alle erleben, stellt uns vor große Herausforderungen in unserer Planung. Wohin können wir die nachzuholenden Premierentermine verschieben? Können die Regieteams für notwendige Wiederaufnahmeproben noch einmal nach Wien kommen oder stecken sie dann bereits in neuen Projekten an anderen Theatern? Auch gilt es natürlich den Kartenverkauf zu planen. Die Erstellung eines Monatsspielplans braucht Zeit, der Vorverkauf für unser Abonnement beginnt normalerweise etwa zweieinhalb Wochen vor dem nächsten Monat. Wenn wir spielen dürfen, benötigen wir also etwas Anlauf.
Wenn der Lockdown zu Ende geht, hoffen wir, dass der Kulturbereich mit Museen, Konzerthäusern, Kinos und Theatern nicht wieder die Branche ist, die trotz sehr guter Präventionskonzepte erst nach allen anderen als letzte wieder öffnen darf. An das absurde Bild eines Theaters, das unaufhörlich vor leeren Reihen probt, wollen wir uns nicht gewöhnen. Denn wir machen das für Sie, für das Publikum. Wir vermissen Sie. Und wir freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen!
Bleiben Sie bis dahin gesund, mit herzlichen Grüßen
Martin Kušej