Das weite Land
Zu Beginn von Schnitzlers Gesellschaftspanorama verstummt die Musik: Ein Pianist, der in der Villa des Glühbirnenfabrikanten Friedrich Hofreiter und dessen Frau Genia verkehrte, erschießt sich. Der Grund dafür gibt Anlass zu Spekulationen. Man vermutet, dass Hofreiter den jungen Musiker dazu aufgefordert hat, sich das Leben zu nehmen, nachdem er von dessen angeblicher Affäre mit Genia erfahren hatte. Doch Hofreiter behauptet, er hätte kein Problem mit einem Seitensprung gehabt. Im Gegenteil: Der „Macher“ und „Gründer“ der seriellen Produktion fordert Genia geradezu auf, fremdzugehen. In seinen Notizen skizziert Schnitzler, der Arzt und Diagnostiker seiner Zeit, den weiteren Verlauf in kurzen, präzisen Sätzen: „Seine Frau wird ihm schauerlich, todbringend. Er kann sie nicht mehr besitzen. Endlich wird er irrsinnig.“
Mit scharfem Blick seziert Schnitzler eine Gesellschaft, deren Expansionsdrang und Sucht nach Vergnügen zuvorderst stehen: Freundschaften dienen den Geschäftsbeziehungen und zur Befriedigung erotischer Sehnsüchte werden Hotelketten in die kahle Felsenlandschaft der Dolomiten gestellt. Dabei wirken Hofreiters Glühbirnen wie der ironische Kommentar einer vermeintlich aufgeklärten und hellen Welt. Die Gespräche der privilegierten Gesellschaft über Seitensprünge und Liebesabenteuer werden zu Seismographen einer Katastrophe, die nicht mehr aufzuhalten ist.
Ausgezeichnet mit dem NESTROY 2023:
Michael Maertens für seine Rolle als Friedrich Hofreiter in der Kategorie BESTER SCHAUSPIELER.
Mit freundlicher Unterstützung der Hutmanufaktur Mühlbauer und der Schuhmanufaktur Ludwig Reiter.
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Friedrich Hofreiter, FabrikantMichael Maertens,
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Genia, seine FrauKatharina Lorenz,
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Anna Meinhold-Aigner, SchauspielerinBibiana Beglau,
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Otto, ihr SohnTilman Tuppy,
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Doktor von AignerBibiana Beglau,
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Frau WahlDorothee Hartinger,
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Erna, ihre TochterMarie-Luise Stockinger,
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Natter, BankierBranko Samarovski,
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Adele, seine FrauSabine Haupt,
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Dr. Mauer, ArztItay Tiran,
Beschreibung | Information |
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Dauer und Pausen | 2 Stunden 20 Minuten - keine Pause |
Koproduktion mit der RUHRTRIENNALE
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