"DAS, WAS MAN NICHT SIEHT IM THEATER IST DAS SPANNENDSTE"
PROBENEINBLICKE #9: FRÄULEIN JULIE. Mit Raimund Orfeo Voigt
Raimund Orfeo Voigt nimmt Sie in der dieswöchigen Ausgabe von PROBENEINBLICKE mit in sein Bühnenbild von August Strindbergs FRÄULEIN JULIE: Gemeinsam mit Regisseurin Mateja Koležnik schafft der Bühnenbildner Raimund Orfeo Voigt im Akademietheater merkwürdige Räume des Übergangs und erzeugt in diesen verdichtete laborhafte Situationen, in denen Mateja Koležnik ihre Figuren mikroskopisch genau psychologisch erkundet.
FRÄULEIN JULIE ist das meistgespielte Stück August Strindbergs. Strindbergs Elternhaus wie auch seine erste Ehe waren, ebenso wie seine Figurenkonstellation, von großen Klassenunterschieden geprägt. Der Autor wusste, wovon er schrieb, und legte den Fokus vielleicht deshalb auf die Zeichnung der zerrissenen, widersprüchlichen, teils ungehemmten Charaktere. Strindbergs Anspruch, das Leben ungeschönt auf die Bühne zu bringen, seine formale Radikalität, erklären vielleicht die bis heute bestehende Faszination für den 1889 in Kopenhagen uraufgeführten Text.
Fräulein Julie
AKADEMIETHEATER
von August Strindberg
Regie: Mateja Koležnik
Mit: Sarah Viktoria Frick, Maresi Riegner, Itay Tiran
Fräulein Julie, die junge Gräfin, und ihr Diener, Jean, kommen einander während des Sommers näher, sie flirten schamlos, fallen übereinander her, entknoten und bekriegen einander dann. Trotz ihrer erotischen Anziehung können sie die sozialen Konventionen nicht überwinden. Fräulein Julie verkörpert die im Untergang begriffene Feudalordnung, Jean die aufsteigende Arbeiterklasse. Nach dieser “Schande” sieht Julie nur noch im Suizid eine Lösung.
Raimund Orfeo Voigt
studierte Szenografie in der Meisterklasse von Prof. Erich Wonder an der Akademie der Bildenden Künste in Wien welche er mit Auszeichnung abschloss.
Mehrere Jahre assistierte er bei Erich Wonder und Robert Wilson. 2010 erhielt er eine Nominierung beim Nestroypreis in der Kategorie Bester Nachwuchs für das Bühnenbild von „Verbrennungen“ (R: Anna Badora) 2012 war er Lehrbeauftragter an der Akademie der Bildenden Künste Wien. 2019 erhielt er den Nestroypreis in der Kategorie „Beste Austattung“ für "Der einsame Weg" von Arthur Schnitzler, Theater in der Josefstadt und für "Sommergäste" von Maxim Gorki, Salzburger Festspiele.
Er arbeitete an zahlreichen Theater- und Opernhäuser in ganz Europa, u.a. am Berliner Ensemble, Theater Basel, am Residenztheater München und an der Bayrischen Staatsoper München, der Staatsoper Stuttgart, der Wiener Staatsoper und bei den Salzburger Festspiele sowie am Schauspielhaus Graz, dem Grand Théatre de Genève, am Teatro alla Scala Milano, der Kungliga Operan Stockholm, dem Teatro Real Madrid, De Nationale Opera Amsterdam, Den Norske Opera Oslo uva.