#wunschvorstellung: Was nicht geschah

An den Adventsonntagabenden 2020 luden wir Sie ein, auf Twitter von Ihrer Weihnachtsvorstellung zu berichten, die in diesen schwierigen Tagen gar nicht stattfand, ja gar nicht stattfinden durfte: Unsere #wunschvorstellung ADVENT (nie geschrieben von Rose Garter) ist eine Theatervorstellung, eine Vorstellung von Theater – in Zeiten ohne Theater, eben ... eine #wunschvorstellung,

Was (nicht) geschah? Wir haben versucht, das für Sie zusammenzufassen, unser Ensemble liest ausgewählte Tweets. Aber ... vielleicht haben Sie sich aber etwas ganz anderes vorgestellt?

© Burgtheater / Josef Lusser
#wunschvorstellung ADVENT #1. Mit Martin Schwab

Robert Wunsch hat seinen Job verloren. Der gerade entlassene Hotelportier, der es nicht übers Herz bringt, seiner Familie kurz vor dem Fest die schlimme Botschaft zu überbringen, irrte am ersten Adventssonntag zu seinen üblichen Dienststunden durch die Stadt, auf der Suche nach Halt und Orientierung – und neuen Verdienstmöglichkeiten. Dabei findet er auch Antwort auf die alte Holden Caulfield-Frage, was die Enten des Stadtparks eigentlich im Winter so machen. Tiere liegen der Community immer besonders am Herzen und so war das Schicksal der Ente (Braten oder Nicht-Braten) eine Zeitlang ein heiß diskutiertes Thema im kalten Park. Dabei drohte die verzweifelte Wohnungssuche der delogierten Familie Taizi für Augenblicke fast ein wenig in den Hintergrund zu geraten. Die kleine Familie beschloss angesichts ihrer fruchtlosen Anstrengungen bei der Herbergssuche zu dritt, Mutter Alyia unter falschem Namen allein los zu schicken, während Vater Idris und Sohn Khaled sich die Zeit im Stadtpark vertrieben. Als Alyia abends erschöpft in den Park zurückkehrte, wäre fast ein schreckliches Unglück geschehen. Der hinzueilende Robert Wunsch wäre wohl zu spät gekommen, und so konnte nur das Eingreifen der rätselhaften Valeria, des androgynen „Zauberwesens vom Lieferdienst für metaphysische Bedürfnisse des täglichen Bedarfs“ Alyia vor dem Ertrinken im Stadtparkteich retten. Gerade noch einmal gut gegangen! Aber ernste Fragen blieben am Ende dieser ersten von vier Folgen unbeantwortet: wo ist Khaled, der kleine Sohn von Idris und Alyia? Was hat der überraschende Anruf seines alten Chefs bei Robert zu bedeuten? Wird Robert die Kraft haben, seiner Familie die Wahrheit zu sagen? Wo werden die Taizis das Fest feiern? Und was ist mit der Ente?

#wunschvorstellung ADVENT #2. Mit Stefanie Dvorak

Nach der Rettung von Alyia vor dem Ertrinken im Teich des Stadtparks am Ende der ersten Folge, begann Folge zwei mit der verzweifelten Suche nach Baby Mio. Weder bei Ochs und Esel noch im chinesischen Imbiss war es zu finden und die Hoffnung begann bereits zu schwinden, als die überglücklichen Eltern es schließlich doch noch in die Arme schließen konnten – es hatte nichtsahnend und friedlich den beruhigenden Klängen aus dem Instrument des Akkordeonisten gelauscht.

In der Zwischenzeit hatte Robert Wunsch ein Telefonat seines früheren Chefs, des Hotelbesitzers Harry erhalten und war zur russischen Botschaft geeilt, wo ihm von einem kleinen korpulenten Mann, wahrscheinlich dem Pförtner, ein Päckchen mit der Aufschrift „Frozen Yoghurt“ in die Hand gedrückt wurde, das mit ziemlicher Sicherheit kein Frozen Yoghurt enthielt. Denn bei der angegebenen Adresse erhielt er im Tausch für das Päckchen eine mit Scheinen fremder Währungen prall gefüllte Plastiktüte. Nur, wohin damit? Mit Handschellen an den Heizkörper in einem Keller gefesselt, wartet Harry sehnsüchtig auf die Auslieferung des Geldes an die Auftragggeber. Doch wer sind diese Hintermänner dieser dunklen Machenschaften und was sind ihre Motive? Handelt es sich um eine russische Geheimorganisation, die sich „Die Finanzminister“ nennt und damit die parlamentarische Demokratie verhöhnt, oder um eine Bande ehemaliger Finanzminister, die sich zur Tarnung mit russischen Vornamen ansprechen? Bis zum Ende der Folge, an dem Robert in ein von Helmut Berger gelenktes Taxi stieg, um Harry auszulösen, blieb auch diese Frage ungelöst.

Und wie wird Roberts Frau Susa die Betreuungsprobleme ihrer fünf oder sechs Kinder lösen, die der Homeschooling-Verwahrlosung entgegendösen? Findet sie in den Lebenshilfe-Büchern, die sie kiloweise beim Lieferdienst bestellt, den Schlüssel zum persönlichen Glück?

Und wie geht es eigentlich mit der Herbergssuche von Idris und Alyia voran? Werden sie zum Fest ein festes Dach über dem Kopf haben?

Und apropos Lieferdienst: was wird aus der scheuen Begegnung zwischen Valeria und dem Neffen? Eine vorweihnachtliche Romanze zwischen Verteilzentrum und Suppenküche? Wärmendes für geschundene Herzen und leere Mägen? Während sich die Mitspieler im Publikum an Punsch und essbaren Programmheften gütlich tun?

Fragen über Fragen, von denen einige sicherlich am kommenden Sonntag in der dritten #wuschvorstellung nicht beantwortet werden.

#wunschvorstellung ADVENT #3. Mit Dietmar König

Die Eröffnung war fulminant: Lou Reed und Helmut Berger singen vor dem Riesenrad am Prater „Previously maybe 2“. Adventlicher geht es wohl nicht. Unterdessen versuchen Alyia und Idris mit Mio am gleichen Ort einen Taxler zu überreden, sie zu einer Wohnungsbesichtigung zu fahren. Nach einigem Geraunze lässt er die drei einsteigen. Mio findet auf dem Beifahrersitz ein Portemonnaie von Francesca von Habsburg, was die finanzielle Lage der herbergssuchenden Kleinfamilie mit einem Schlag deutlich verbessert. Allerdings nicht ihre Chancen auf Herberge, denn bei der Wohnungsbesichtigung stellt sich heraus, dass der Vermieter der neuen Wohnung der Delogierer der alten ist, der gefürchtete Fiesling Herr Odes, und so stehen Vater, Mutter, Kind erneut vor verschlossenen Türen. Diese ist nur Valeria, das Klabauterwesen vom Zwitscherdienst, mithilfe eines Zweitschlüssels in der Lage zu öffnen, sodass die kleine Familie immerhin in der dunklen, unbeheizten Wohnung Unterschlupf finden kann. Kein Wunder in diesen grillfernen Zeiten (oder doch eher ein Ausdruck mangelnder innerer Beteiligung am Schicksal der Wohnungssuchenden?), dass sich angesichts dieses Elends zur gleichen Zeit im Parkett wahre Orgien der Geflügelbraterei abspielen. Wie wenig das im Einzelfall der Gesundheit förderlich ist, erfährt auf der Bühne Mio, der nach einem üppigen Mahl vom chinesischen Imbiss (Francecas Platinum Card!) deutliche Symptome einer aufziehenden Krankheit zeigt. Währenddessen hat Robert Wunsch, der arbeitslose Hotelportier in Kundschafterdiensten für einen womöglich russischen Medikamentenhändlerring endlich mal wieder nachhause gefunden, wo seine Frau Susa, die die heimschulverweigernden Kinder hinter all der Ratgeberliteratur nicht mehr findet, ihm die heftigsten Vorwürfe macht. Robert macht sich, zu allem entschlossen, auf den Weg zum Donaukanal, dem Ort, der schon früh am Abend als der Schauplatz des großen Showdowns feststand – nur wem er dort gegenübertreten würde, blieb (ihm) bis zum Schluss unklar. Lou Reed? Den Entführern seines ehemaligen Chefs Harry, der ganz offensichtlich die ganze Folge mit Handschellen an einen abgeschalteten Heizkörper gekettet in einem Keller unter dem Praterstern verbringen musste? Harry selbst, der womöglich zum Finale „wie von Wunderhand“ aus der Unterbühne gefahren kommen sollte? Oder dem Gottseibeiuns aller live-shows, einem Alpen-Rocker, unter dessen Maske aber schließlich (dank der Hilfe von Caroline Peters) doch der gute alte Helmut Berger ausgemacht werden konnte?
Alle nach diesem packenden, aber etwas undurchsichtigen Finale offenen Fragen auflisten oder gar einer Klärung zuführen zu wollen, würde den Rahmen der nächsten und finalen Folge mit Sicherheit sprengen. Dürfen wir daher schon heute beginnen, auf eine neue Staffel zu hoffen?

#wunschvorstellung ADVENT #4. Mit Dorothee Hartinger

In der leeren, kalten Wohnung, die ihnen Herr Odes niemals vermietet hätte, zu der aber glücklicherweise Valeria, das Dauerwesen vom Schlüsseldienst, Zutritt verschaffen konnte, sorgten sich, als der Vorhang sich öffnete,  Idris und Alyia um ihren Erstgeborenen. Mio lag zitternd, mit steigenden Temperaturen auf dem Tapeziertisch. Eine heilige Familie in Bedrängnis. 

Währenddessen war Robert, mit einem japanischem Kampfschwert bewaffnet, zum Donaukanal unterwegs, und wäre fast in Raufhändel mit einer Gruppe britischer Hooligans geraten, die sich ungeachtet aller Reisebeschränkungen und Stadionsperren in aufgeräumter Stimmung befanden und einer kleinen Keilerei sicher nicht abgeneigt gewesen wären. Aber dass Robert sie aus naheliegenden Gründen auf Russisch beschimpfte, und sie so nicht ahnen konnten, was er sagte, verdarb den Spaß dann doch. 

Harry, der am Ende von Folge 3 mithilfe der Bühnentechnik aus seinem Heizungskeller-Verließ freigekommen war, brachte Robert noch rechtzeitig zur Raison. Er erklärte Robert, dass sich in dem vermeintlichen Frozen Yoghurt-Paket, das Robert in Folge 1 in Harrys Auftrag durch die halbe Stadt transportiert hatte, das russische Wundermittel Laika V befand. Eine Tranche habe er noch, und anstatt mit dem Clan der „Finanzminister“ das Geschäft abzuwickeln, schlug er vor, es auf eigene Faust und Rechnung unter die Reichen Wiens zu bringen. 

Idris und Alyia tauchten mit dem schlotternden Mio auf, eine Dosis Laika V machte aus dem schwerkranken Jungen wieder ein quietschvergnügtes Kind. Da Verfolgung durch die betrogenen Betrüger vom „Finanzminister“-Clan drohte, bestiegen alle hastig Helmut Bergers goldenes Taxi und rasten Richtung Burgtheater. Am Bühneneingang fanden sie Einlass in das leer dastehende Theater, wo Valeria, das Aufstiegswesen vom Lotsendienst auch schon vor Ort war. Bevor unter ihrer sachkundigen Anleitung das Burgtheater langsam vom Boden abhob, wurden die Lipizzaner der Hofreitschule hereingeführt und das versammelte Publikum zu einem Ritt um den Ring eingeladen. 

Alles hatte gut geendet, alle Schwierigkeiten der Herbergssuche und der Pandemiebekämpfung waren überwunden und das Burgtheater in den Weiten des Äthers verschwunden. Im Abspann sangen zwei Tablets miteinander „Oh, Tannenbaum“. Was für ein Ende.

#WUNSCHVORSTELLUNG: SO SPIELEN SIE MIT
  1. Twittern Sie mit, aus Ihrer Vorstellung: aus dem Foyer, aus der Vorstellung, aus der Pause und gern auch vom Christikindlmarktbesuch davor und danach : Was sehen Sie? Was erleben Sie? Wir freuen uns auf Sie!
  2. Hashtag nicht vergessen! #wunschvorstellung

Wenn Sie keinen Twitteraccount haben, sich aber einen anlegen möchten, so gehts's:

  1. Gehen Sie auf twitter.com und klicken Sie auf REGISTRIEREN

  2. geben Sie Ihren Namen und Ihre Mailadresse ein und klicken Sie auf WEITER

  3. es erscheint die Aufforderung "Passe Dein Erlebnis an", hier müssen Sie nichts anhaken. Klicken Sie auf WEITER

  4. Sie erhalten nun einen Verifizierungscode zugesendet. Geben Sie den Code ein

  5. Sie sind registriert. 

 

So spielen Sie dann mit:

  1. im Feld "TWITTER DURCHSUCHEN" geben Sie #wunschvorstellung ein und lesen Tweets von anderen. Wenn Sie auf die Sprechblase klicken, können Sie auf andere Tweets antworten

  2. im Feld "TWEET ERSTELLEN" können Sie aus Ihrer Vorstellung twittern. Erzählen Sie: Was passiert im Foyer? Was sehen Sie auf der Bühne?  Ergänzen Sie Ihren Tweets immer mit dem Hashtag #wunschvorstellung

© Burgtheater / Josef Lusser

Uraufführung

Rose Garter

ADVENT

Auftragswerk für das Burgtheater

Regie: Via Zusamm

Twittertheater an den vier Adventsonntagen:
29. November | 6., 13., 20. Dezember
jeweils ab 18 Uhr
90 Minuten, keine Pause

Zurück nach oben