Stolz und Vorurteil* (*oder so)

Kasino
vorne: Wiebke Yervis, Maya Unger, hinten: Caroline Baas, Johanna Mahaffy, Lili Winderlich
© Susanne Hassler-Smith

Frau wählt ihren Berufsweg selbst, kann Karriere machen, ist ökonomisch unabhängig und heiratet, wenn überhaupt, ausschließlich aus Liebe – das ist doch eine Selbstverständlichkeit? Nein – noch nicht seit allzu langer Zeit und noch immer nicht überall. Und so wurden auch Anfang des 19. Jahrhunderts Ehen nicht im Himmel geschlossen, sondern an der Heiratsbörse gehandelt. In Jane Austens berühmter Liebesgeschichte ist es die Familie Bennet, die entsprechende Junggesellen für die fünf unverheirateten Töchter sucht – diese Suche ist eine Existenzfrage, denn das Vermögen der Familie kann nur in männlicher Linie weitergegeben werden, ohne Stammhalter stünden die Töchter irgendwann vor dem Nichts. Da außerdem die Verhältnisse der Familie bescheiden sind, wäre es gut, sich ein wenig „hoch“ zu heiraten. Bis allerdings die Standesunterschiede überwunden sind, bis das Vorurteil der Zuwendung weicht und der Stolz den wahren Gefühlen Platz machen kann, kommt es in diesem wirbelnden Heiratskarussell zu folgenreichen Missverständnissen, mütterlichen Nervenkrisen und spitzzüngigen Wortgefechten – was sich liebt, das quält sich. Doch Taschentücher braucht man in Isobel McArthurs furioser Dramatisierung, die in London große Erfolge feiert, bestenfalls für die Lachtränen – sie setzt auf Jane Austens ironisch-witzige Dialoge und erzählt die Geschichte aus der Perspektive der Dienstmädchen. Denn die kennen sich aus – mit der Liebe und mit den „hohen“ Herrschaften!

Eine Koproduktion mit dem Max Reinhardt Seminar 

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