Orpheus steigt herab

von
TENNESSEE WILLIAMS

Deutsch von
WOLF CHRISTIAN SCHRÖDER


Regie
MARTIN KUŠEJ

BURGTHEATER
Premiere
23 03 2024

Regie MARTIN KUŠEJ

Bühne ANNETTE MURSCHETZ 

Licht REINHARD TRAUB 

Dramaturgie CHRISTINA SCHLÖGL

Orpheus, das ist der Sänger schlechthin. Eine mythische Figur, die, wenn sie sang, die Felsen zum Weinen und die Bäume zum Sich-Verneigen brachte. Sein Gesang ließ Kerberus, den Höllenhund, verstummen und beruhigte das tosende Meer. Orpheus’ Stimme betörte gar die Götter der Unterwelt, sodass sie seine geliebte Eurydike von den Toten freizugeben bereit waren – solange sich Orpheus beim Aufstieg aus der Hölle nicht umdrehte. Aber Orpheus, besorgt um Eurydike, die er nicht mehr hörte, tat genau dies – und sein berühmtes Zögern wurde ihm zum Verhängnis. Eurydike verblieb in der Hölle, Orpheus wurde von den Mänaden des Dionysos in Stücke zerrissen; wobei sein Kopf auch ohne Körper weiter sang. Tennessee Williams hat seine Südstaaten-Version des Orpheus-Mythos in den späten 1950er Jahren verfasst. Und wie es sich für einen antiken Stoff gehört, hat er ins Herz seiner Familienkonstellation ein ungesühntes Verbrechen geschrieben, das nun seinen Tribut fordert. Vor zwanzig Jahren hat Jabe Torrance den Vater seiner Frau Lady ermordet: Er führte einen von Rassismus angestachelten Mob an, der den italienisch-stämmigen Mann samt seinen Weinreben verbrannte. Jetzt liegt Jabe im Sterben, und Lady führt ihren gemeinsamen Gemischtwarenladen allein weiter, sinnend auf letzte Rache. So sieht sie aus, Williams’ Kleinstadt-Hölle auf Erden, in die er seinen modernen Orpheus hinabsteigen lässt: Val, ein charismatischer Sänger aus New Orleans, der in Ladys Geschäft als Aushilfskraft anheuert und längst verschüttete Sehnsüchte in Lady zum Leben erweckt, während ihr Mann Jabe langsam dahinsiecht. Führt für sie durch Val ein Weg zurück – hinauf – ins Leben? Wenn da nur nicht sein Blick zurück wäre...

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