Fragebogen #2 zu: STADT DER AFFEN

Fragebogen
Lukas Kaufmann

Am 9. November besuchte der österreichische Künstler Lukas Kaufmann eine Vorstellung von STADT DER AFFEN im Kasino am Schwarzenbergplatz. Wir haben ihn gebeten, seine Eindrücke mit uns zu teilen.

Habib Teamori, Max Gindorff, Wesal Jahangiri, Stefanie Dvorak, Hans Dieter Knebel, Julia Oberroithmair, Ruben Grandits
© Karolina Miernik
In unserer Rubrik FRAGEBOGEN laden wir bekannte Gesichter zu einer Vorstellung ins Burgtheater und befragen sie zu ihren Eindrücken.

WAS HABEN SIE ALS LETZTES GETAN, BEVOR SIE SICH AUF DEN WEG INS THEATER MACHTEN? 

Zentralperspektive anhand lebensgroßer Styroporklötze erklärt. Zwei Blöcke weiter an der TU am Karlsplatz. 

 

WAS HATTEN SIE AN? SIND SIE AUFGEFALLEN? IST IHNEN IRGENDJEMAND INTERESSANTES IM FOYER AUFGEFALLEN? 

Dunkelblaue Jacke beim Ankommen. Alles darunter ebenso. Die Prunktreppe im Kasino trägt die schönsten Farben. 

 

WAS HABEN SIE ALS LETZTES GEDACHT, BEVOR DAS LICHT IM ZUSCHAUERRAUM ERLOSCH? 

Dass es im Kasino keinen Vorhang gibt – dass er auch nicht fehlt. 

 

WORÜBER HABEN SIE WÄHREND DER VORSTELLUNG GELACHT? 

Kurz über mich selbst, bei dem Versuch auf Gebärdensprache und Untertitel gleichzeitig zu achten. 

 

UND GAB ES EINEN MOMENT, DER SIE BESONDERS GERÜHRT HAT? 

Die Schauspielerin Julia Oberroithmair vor einem Wunschbrunnen, wie sie in Gebärdensprache von ihren Wünschen berichtet, die keine Übersetzung finden. 

 

THEATERSCHLAF IST KEINE SCHANDE. WAREN SIE WACH? 

Ich habe mich die Vorstellung über wach gefühlt. 

 

KÖNNEN SIE SICH AN IHREN ERSTEN GEDANKEN, IHR ERSTES GEFÜHL NACH VORSTELLUNGSENDE ERINNERN? 

Meine ersten Gedanken richteten sich an diese Zeilen und an die Person neben mir. 

 

HABEN SIE SICH VOM THEATER VERSTANDEN GEFÜHLT? HATTEN SIE LUST, AUF DIE BÜHNE ZU TRETEN UND MITZUMISCHEN? 

Die Annahme, dass genauso wie bei den Schauspieler*innen auf der Bühne auch ein Teil des Publikums gehörlos war, ließ das Gefühl, verstanden zu werden zum höchsten Gut des Abends werden. Auf der Bühne mitzumischen war also eigentlich nicht mehr notwendig.

 

HABEN SIE ETWAS VERSTANDEN, DAS SIE VORHER NOCH NICHT VERSTANDEN HATTEN? 

Irgendetwas über Gleichzeitigkeit. 

 

WENN SIE SICH EINE*N GESPRÄCHSPARTNER*IN WÜNSCHEN DÜRFTEN, UM SICH ÜBER DEN ABEND AUSZUTAUSCHEN, WER WÄRE DAS? HÄTTEN SIE SCHON EINE ERSTE FRAGE AN DIE PERSON? 

Ich habe diese Person durch einen glücklichen Zufall gefunden. Platz 20 in der 1. Reihe befindet sich neben dem Souffleusenpult. Die Souffleuse und ich haben uns vor und nach dem Stück miteinander unterhalten. Auch während des Stücks hat sie mich auf Feinheiten der Handlung aufmerksam gemacht und mich mit ihrem Bleistift am Skript entlang geführt. Sie begann das Gespräch mit der Anmerkung, dass ich sie an ihren Sohn erinnere. Erst am Ende fiel mir auf, dass bei diesem Stück der Souffleuse eine besondere Rolle zukam und dass leises Geflüster erstmal gehört werden müsse. Sie habe begonnen, Gebärdensprache zu lernen, antwortete sie auf mein Nachfragen. 

 

WAS BEDEUTET SPRACHE FÜR SIE? 

Sie bedeutet jedenfalls mehr als Übersetzung. 

 

HABEN SIE NOCH EINE ANTWORT, FÜR DIE SIE HIER KEINE FRAGE GEFUNDEN HABEN? 

Am Ende immer lieber im realen Raum.

© Anahita Asadifar

Zur Person

Lukas Maria Kaufmann lebt und arbeitet in Wien. Er hat Transmediale Kunst bei Brigitte Kowanz an der Universität für Angewandte Kunst studiert. In seiner künstlerischen Praxis widmet er sich vor allem den Überschneidungen räumlicher und psychologischer Dimensionen. Neben der Beteiligung und kuratorischen Ausrichtung von Ausstellungsprojekten realisierte er auch Interventionen im öffentlichen Raum, wie zum Beispiel das 2018 fertiggestellte Projekt "OT", das im Wiener Stadtraum an die in der Reichspogromnacht zerstörten Synagogen erinnert. Er lehrt am Institut für Kunst und Gestaltung der Technischen Universität Wien.

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