Bis nach China!

Das Burgtheater war mit Jean Paul Sartres GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT auf Gastspiel in Shanghai, wo Martin Kušej bei einem Publikumsgespräch Einblicke in seine Inszenierungsarbeit gab. Hierbei betonte er insbesondere die Aktualität des Stoffes. In GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT sind die Figuren in einem Raum isoliert und eingeschlossen, sie sind einander die Hölle und dazu verurteilt, ihre Lebenslügen zu offenbaren und die Wahrheit auszusprechen.

Martin Kušej hob bei einem sehr angeregten Publikumsgespräch vor der Vorstellung vor allem das zentrale Thema der Freiheit hervor, das Sartres Stück auf bedrückende Art und Weise thematisiert: „Es gibt einen entscheidenden Punkt in GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT, nämlich als sich die Türen der 'Hölle' öffnen, die gefangenen Figuren jedoch nicht in der Lage sind, in die Freiheit zu gehen. Die Freiheit scheint unerreichbar für sie zu sein – dies ist eine sehr negative Perspektive und ich sehe leider Parallelen zu unserer aktuellen politischen Lage. In Mitteleuropa haben wir uns über Jahrhunderte bemüht, die Freiheit zu erreichen, und nun drehen wir die Geschichte wieder zurück, sind viel unfreier als noch vor 30 Jahren. Das ist sehr irritierend und frustrierend. (...) Ich bin sehr gespannt, wie das Publikum hier in Shanghai die Aufführung und ihre Themen erleben wird“, so Martin Kušej.