Meister und Margarita

Akademietheater
Meister und Margarita
© Matthias Horn

Was tun, wenn Satan in die Stadt kommt? Um Gnade bitten? Beten? All das versuchen die Menschen in Bulgakows Roman erst gar nicht, sondern gieren auf ihren nächsten Vorteil, einen Respektbeweis, die nächste Beförderung oder die nächstgrößere Wohnung. Einander gegenseitig misstrauend, schmierig, in vollendetem Opportunismus und — zugleich sehr menschlich. Die kleinen Spielchen im Büro. Alle leben endgültig ohne Glauben; nur, dass es keinen Gott gibt, das wissen sie sehr genau. Der neuangekommene Satan verwirrt die Städtebewohner*innen, erweckt die Toten zum Leben und veranstaltet einen Ball. Am Ende siegen Freundschaft und Liebe über alles Totalitäre, allerdings nur im Tod. Bulgakow stellt immer noch die richtigen Fragen, warum Atheismus nicht funktioniert, warum Wahrheit ein Plural ist, er liest sich beklemmend aktuell und seziert unsere postnormale Zeit. Und bis heute stellt der Roman dem Leser eine Falle: Er findet leicht hinein, aber nie wieder hinaus. Die lustvolle Erbitterung des Genies, das mit geschmeidigen Gedanken ficht gegen eine Welt von Sachverwaltern und Opportunisten. Eine Allzweckwaffe gegen die Verrohung der Verhältnisse. Daran hat sich nichts geändert, nur dass allein das Wort heute nicht mehr ausreicht. 

Ausgezeichnet mit dem Nestroy 2020

Ene-Liis Semper und Tiit Ojasoo für "Beste Ausstattung - Bühne, Kostüme, Licht" 

Beschreibung Information
Dauer 210 Minuten 1 Pause
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